Warme Gedanken
20. November 2022 - 11. Februar 2023

Hein Spellmann
Fassade 387 (Balcones), 2020
Silikon, Acryl, CLC-Print, Schaumstoff, Holz
25,5 × 61 × 9 cm
Unikat

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Hein Spellmann - Fassade 387 (Balcones), 2020, Silikon, Acryl, CLC-Print, Schaumstoff, Holz

Blick in die Ausstellung

Werke

Warme Gedanken

Am Sonntag, dem 5. Februar 2023, trägt der Schuaspieler und Sänger Klaus Brantzen Texte und Lieder zum Thema warme Gedanken vor - Teil II. Beginn ist um 15.30 Uhr. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

Der Winter wird lang und kalt – Zeit sich zur Abwechslung mit warmen Gedanken zu beschäftigen. Die DavisKlemmGallery hat es sich mit der gleichnamigen Ausstellung zur Aufgabe gemacht, neben den Sorgen um Klimakonferenz, Krieg und Energiekrise einen Raum für das Schöne zu schaffen. Mit Werken von Petra Scheibe Teplitz, Hein Spellmann, Albrecht Wild und Konrad Winter werden psychische Heizlüfter aufgestellt.

Tatsächlich kann man sich kaum noch an den heißen Sommer erinnern, der die Nähe zu Ventilatoren erstrebenswert machte. Konrad Winters Bild „Ventilatoren“ liefert in Farbe und flirrendem Licht die Hitzewelle direkt mit. In dem für ihn typischen Spiel aus leuchtenden Farbflecken kann man sich fragen, ob man nicht schon einen Hitzeschlag bekommen hat. Zu den aufgelösten Formen kommt das Motiv einer sich spiegelnden Schaufensterscheibe hinzu. Diese spiegelt zum einen eine Häuserreihe auf der gegenüberliegenden Seite, zum anderen präsentiert sie verschiedene Ventilatoren, die ihrerseits wieder Durchblicke und Spiegelungen des Sonnenlichts erzeugen. Seine Tretboote und Fahrräder laden zum Ausflug am erfrischenden See ein.

Weiter weg entführt Hein Spellmann mit seinen spanischen Hausfassaden. Wo Winters Werke mit reduzierenden Flecken spielen, liefert Spellmann Details. Dabei wirken seine „Kissen-Objekte“ wie Vergrößerungsgläser, mit denen man jedes Stück der Fassade in den Fokus nimmt. In Untersicht oder Oberansicht finden sich dabei immer wieder neue Perspektiven. Sie laden dazu ein wie ein gemütlich schlendernder Tourist in aller Muße alle Einzelheiten eines Gebäudes zu erforschen, dem man zuhause im Alltag nicht einen müden Blick zukommen lassen würde. Spellmann schafft es in seinen spanischen Fassaden das Spanische zu erfassen. Wie in der fremden Großstadt wird klar, dass die Gentrifizierung doch Grenzen hat: in den der Hitze trotzenden Jalousien, in dem besonders warmen Licht, in den kleinen Ornamenten im Fensterrahmen. Die kleinen Unterschiede, die einen zu warmen statt kalten Gedanken animieren beim Anblick einer bröckelnden Fassade. Gedanken an kühlen Aperol-Spritz statt Kosten für Fassadenisolierung.

Endgültig aus dem Schengenraum heraus und mit dem Flugzeug Richtung Asien geht es mit Albrecht Wild. Seine Bierdeckel sind so einfach wie wirksam, wenn man mit einem kleinen Trigger den Gedanken an große Reisen wecken möchte. Die für Bierwerbung exotisch überspitzten Damen in wallenden, seidenen Gewändern mit komplizierten Frisuren geben den Vorgeschmack auf eine andere Welt. Farbenfrohe sanft lächelnde Frauen mit perfekter Porzellanhaut. Abgesehen von einer andersfarbigen und andersartigen Realität spielt Albert Wild mit den Mustern und Bildern in unserem Kopf. Dass er sich dabei der Werbewelt bedient, ist nur folgerichtig. Seine ornamenthaften Puzzle haben ihre eigene Struktur und bilden ihre eigene abgeschlossene Welt – dass das Chaos letztlich auf einen Bierdeckel zu reduzieren ist, hat eine faszinierende und beruhigende Wirkung.

Wer keine Reise auf sich nehmen will, Ordnung sucht in einer chaotischen Zeit und es trotzdem farbenfroh mag, kann sich auch zuhause etwas gönnen. Petra Scheibe Teplitz‘ „Man muss sich ja auch was Gutes tun“ ist eine 40-teilige Arbeit aus dem Jahr 2016. In labormäßiger Ordnung und mit System legte sie während eines Urlaubs eine Versuchsreihe mit verschiedenen Nagellacken an. Jedes Fläschchen nimmt ein Teilbild ein mit Datum und phantasievollen wie kryptischen Namen. „Tropical Breeze“ oder „Famous Flamingo“ versprechen Verheißungsvolles – eine Wohlfühloase im trüben Alltag. Die warmen und leuchtenden Farben, hauptsächlich Rottöne, der Nagellacke strahlen mit dem Autolack von Konrad Winter, dem spanischen Sonnenlicht von Hein Spellmann und den Farb-Kaleidoskopen von Albrecht Wild um die Wette.