DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am Main
Eröffnung am 21. September von 15 bis 18 Uhr in Anwesenheit der Künstlerin.
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DIE INSTALLATION
Zwei Sättel drehen sich im Kreis, angetrieben von einem gemeinsamen Motor – ein ewiges Wettrennen ohne Pferd und Reiter, nur begleitet vom langsamen Schwingen der Steigbügel. Ein seltsames Karussell? Ein Sinnbild für das Wiederkehrende? Für den Rhythmus der Jahreszeiten, die Feste im Jahreslauf – Ostern, Weinfest, Hochheimer Markt, Weihnachten – die das Leben in der Stadt strukturieren? Vielleicht auch für den Alltag mit seinen Routinen? Oder ist es gar Kapitalismuskritik: Pferd und Reiter haben das Rennen längst verlassen, und doch dreht sich alles weiter – ohne Ziel.
DAS MATERIAL
Ein Westernsattel, ein englischer Sattel, der Motor einer Diskokugel und ein paar Gerstenkörner. Was liegt da näher, als daraus ein Kunstwerk für den Hochheimer Projektraum zu schaffen? Helena Hafemann fand die beiden Sättel bei einem Hofflohmarkt in München – Relikte einer zerbrochenen Beziehung. Neben den gefundenen Objekten bildet der Motor ein Element, das mit der Idee zur Installation beschafft wurde. Die Dreieckskonstruktion, die Sättel und Motor verbindet, ist wiederum eine Spezialanfertigung.
DIE KÜNSTLERIN
Die in Wiesbaden geborene Künstlerin Helena Hafemann arbeitet bevorzugt mit irritierenden Elementen. „Neukontextualisierung“ nennt sie ihren Ansatz: zerfließende Teller, ein zum Karussell umgebauter Brückenpfeiler oder an Wänden entlang laufende Modelleisenbahn-Schienen. Seit ihrem Abschluss an der Kunsthochschule Mainz im Jahr 2023 stellt sie europaweit aus – unter anderem in Berlin mit ihrer Einzelausstellung "Time goes by" und in einer Gruppenausstellung in Venedig. Bereits 2022 verwandelte sie den Westausgang des Mainzer Hauptbahnhofs in ein Karussell. Zuletzt war sie bis Anfang September in der Ausstellung "All diese Dinge" in der Kunsthalle Mainz vertreten.
DIE HERSTELLUNG
Hafemann arbeitet gerne mit vorgefundenen Materialien, die sie inspirieren, und setzt sie in neue Zusammenhänge. Während die verwendeten Objekte „gefunden“ wurden, entstand die Konstruktion, welche Sättel und Motor verbindet, nach ihrem Entwurf in Einzelanfertigung. Die Arbeit mit "objets trouvés" beginnt für sie stets mit einem offenen Blick: Dinge sehen, sammeln, sich inspirieren lassen. Der Weg vom Fundstück zum fertigen Werk verläuft dabei selten geradlinig. Es ist die Summe aus Eindrücken und Objekten, die die Idee reifen lässt und ihre Umsetzung ermöglicht.
DIE EINFLÜSSE
Seit den frühesten Höhlenmalereien sind Pferde ein zentrales Motiv der Kunst. Am häufigsten begegnen sie uns in militärischen oder repräsentativen Werken: Reiterstandbilder stehen seit Marc Aurel für politische Macht. Die Expressionistengruppe "Der Blaue Reiter" hingegen setzte Pferde völlig neu in Szene. Hafemann denkt bei diesem Motiv aber vor allem an die Fotografie: 1878 ließ der britische Fotograf Eadweard Muybridge ein Pferd im Galopp an zwölf Kameras vorbeilaufen. Sein Nachweis, dass Pferde im Galopp kurzzeitig alle vier Beine in der Luft haben, prägte die Entwicklung von Film und Fotografie nachhaltig. Die „Maschinisierung“ – oder Rationalisierung? – vom lebendigen Wesen zum vom Menschen gesteuertem Vorgang bildet den roten Faden, den Helena Hafemann wieder aufgreift.
DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Verfügung. Anstelle begrenzter Öffnungszeiten ist der Raum jederzeit einsehbar: Eine große Fensterfront macht jedes Projekt sichtbar. So entstehen wechselnde Präsentationen, Installationen und Einblicke in künstlerische Prozesse. Die aktuelle Installation ist bis zum 31. November 2025 zu sehen.
In diesem Zeitraffer sind die ersten 20 Projekte im Projektraum der DavisKlemmGallery in jeweils 10-Sekunden-Abschnitten zu sehen. Der Projektraum startete im Juli 2021 während der Corona-Krise mit dem Ziel, auch in dieser schwierigen Zeit Künstler*innen eine Plattform zu geben. Projekt #20 wurde im August 2025 aufgebaut. Als Ergänzung zu den Ausstellungen in der DavisKlemmGallery hat sich der Projektraum als Ausstellungsort etabliert .
DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am Main
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DAS MATERIAL & DIE HERSTELLUNG
Petra Scheibe Teplitz’ Arbeiten entwickeln sich oft aus dem Material heraus. Es dient ihr als Ausgangspunkt und Inspiration. Häufig greift sie dabei auf Alltagsmaterialien zurück – in diesem Fall allerdings auf ein besonderes Fundstück: Schießscheiben für Großkaliber. Diese dünnen Papiere, meist nur aus Polizei- oder Agentenfilmen bekannt, bedecken Ober- und Unterseite der kreisförmigen Objekte. Zu Übungszwecken produziert, werden sie hier auf MDF-Platten fixiert – veredelt mit roter Farbe, konserviert mit Lack und in Kunst verwandelt. Der mittige Stab trifft dabei buchstäblich „ins Schwarze“.
DIE KÜNSTLERIN
Die Frankfurter Künstlerin Petra Scheibe Teplitz (*1953 in Isenhagen) hat weder Interesse an der Jagd noch am Schießen. Vielmehr arbeitet sie mit gefundenen Materialien, die sie aus ihrem ursprünglichen Kontext löst. Ihre Ästhetik übernimmt sie, ihre Funktion verliert sich. Verpackungen, Plastiktüten und andere Wegwerfprodukte werden so zu Trägern neuer Bedeutung. Ihre Werke gleichen einem Museum des Alltags – ein Ort für Ästhetiken, die sonst unbeachtet bleiben. Struktur und Wiederholung prägen ihre Arbeiten, werden jedoch immer wieder spielerisch durchbrochen. Werke von ihr befinden sich unter anderem in der Sammlung des Arp Museums Rolandseck und im Frauenmuseum Wiesbaden.
DIE EINFLÜSSE
Kunst aus Alltagsobjekten zu schaffen, bleibt bis heute überraschend – manchmal auch provokant. Bereits 1913 stellte Marcel Duchamp mit seinem ersten Ready-Made („Fertigware“) diese Frage: Ist das Kunst? Und wenn ja, warum? Ein Fahrrad-Rad auf einem Hocker kann irritieren, aber genau dadurch den Kunstdiskurs befeuern. Kunst wird greifbar – und Künstler*innen verlieren den Sockel. Auch Petra Scheibe Teplitz’ Werke begegnen uns ohne Sockel, auf Augenhöhe. Und vielleicht laden sie nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Spielen ein? Damit rücken auch die Surrealisten als Einfluss in den Blick: Auch sie arbeiteten mit Alltagsobjekten – und mit dem Spiel.
DIE INSTALLATION
Wie riesige Kreisel oder vom Wind verwehte Sonnenschirme liegen – oder stehen? – die Objekte im Raum. Spielzeug von Riesenkindern? Relikte eines Sommers am Strand? Oder sind es präzise Bahnen, die direkt ins Schwarze zielen? Die Fragen bleiben offen – doch gerade das setzt Gedanken in Bewegung. Könnte man die Objekte weiterdrehen? Welche Spuren würden sie hinterlassen? Und was, wenn sie sich am Ende ineinander verhaken? Diese Gedankenspiele sind dem „Homo ludens“ gewidmet – dem spielenden Menschen, der gerade im Sommer wieder zum Vorschein tritt. Vielleicht löst er in spielerischer Freiheit Fragen, die uns bisher unlösbar erschienen.
DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Verfügung. Anstelle begrenzter Öffnungszeiten ist der Raum jederzeit einsehbar: Eine große Fensterfront macht jedes Projekt sichtbar. So entstehen wechselnde Präsentationen, Installationen und Einblicke in künstlerische Prozesse. Die aktuelle Installation ist bis zum 14. September 2025 zu sehen.
DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am Main
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DIE KÜNSTLERIN
Die in Berlin lebende Natalia Carstens ist Fotografin – und eine Handwerkerin, die ihr Handwerk versteht. Sie dokumentiert Messen, Ausstellungen und Kunstobjekte. Ihre Leidenschaft gilt dem Raum, besonders Innenräumen. Wer beim Dokumentieren an nüchternes Ablichten denkt, kennt Carstens Blick nicht: Ihr Interesse gilt der Tiefe, der Inszenierung, der Struktur. Ihre Aufnahmen sind nicht emotional aufgeladen, aber voller Spannung. Sie halten den Blick in Bewegung – nicht hektisch, nicht gleichgültig, sondern konzentriert und fragend.
DIE MOTIVE
Im Projektraum zeigt sie drei Arbeiten aus ihrer Serie „Leerer Raum?!“, in der sie menschenleere Kinosäle untersucht. Zu sehen sind drei Berliner Programmkinos – keine riesigen Multiplexe mit 500 Sitzen, sondern kleinere, charakterstarke Orte. Kein Popcornkino mit Premiumsesseln und 3D-Brille, sondern kuratierte Programme, getragen von Filmleidenschaft. Die Architektur dieser Kinos wirkt fast verschwenderisch – und bleibt im Dunkeln meist verborgen. Gerade deshalb eignen sie sich für Carstens Fragestellung: Leerer Raum?! Denn obwohl menschenleer, tragen sie Geschichte und Atmosphäre in sich.
DIE FRAGESTELLUNG
Wann ist ein Raum leer? Das ist die zentrale Frage für Natalia Carstens. Wenn keine Menschen darin sind? Wenn er unmöbliert ist? Oder wenn noch nichts in ihm geschehen ist? Ihre Arbeiten spielen mit der Idee, dass Nutzung und Bedeutung eines Raums immer mitgedacht werden. Andere Serien der Künstlerin zeigen menschenleere Clubs oder Schwimmbäder – Orte, die durch ihre Nutzung definiert sind. In ihnen hallt die Präsenz der Menschen nach. Leere Sitze rufen das Bild von Zuschauerinnen und Besuchern hervor. Ein Club ohne Menschen? Ein Schwimmbad ohne Schwimmer? Ein Kino ohne Publikum? Je mehr ein Raum auf Menschen angewiesen ist, desto deutlicher spürt man ihre Abwesenheit.
DIE UMSETZUNG
Carstens fotografiert beruflich auch Messestände, Ausstellungen und Kunstobjekte – dokumentarisch, aber nie neutral. Sie entscheidet über Bildausschnitt, Perspektive, Schärfe, Licht und Farbe – und bringt so immer ihren eigenen Blick ein. Neben technischer Erfahrung fließt Intuition in ihre Arbeit ein. Auch bei der Serie „Leerer Raum?!“ war ihr Gespür für Raum entscheidend. Viele Kinos entdeckte sie während der Corona-Zeit – zunächst online, später vor Ort. Fotografiert wurde oft bei Licht: grell, entlarvend, wie ein Spot auf das letzte Popcorn. Auch ihre eigene Position im leeren Saal – mittig im Blickfeld – sorgt für Irritation. Das Gefühl, beobachtet zu werden, bleibt spürbar – sogar im Bild.
DIE INSTALLATION
Drei leere Räume in unserem leeren Projektraum. Um die Fotografien auch von der Straße aus sichtbar zu machen, ließ Carstens sie auf große Planen drucken. So stehen sich nun zwei Kinosäle gegenüber – wie Leinwände füreinander. Leere Stuhlreihen blicken sich an. Ein Showdown unter Sitzen? Und draußen steht das Publikum – die Passantinnen und Passanten – gegenüber einem Kino ohne Zuschauer. Eine doppelte Spiegelung: von Blicken, von Leere.
DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Gestaltung zur Verfügung. Statt regelmäßiger, aber begrenzter Öffnungszeiten, ist der Raum rund um die Uhr zu besichtigen: Durch die große Fensterfront ist der komplette Raum und damit das jeweilige Projekt ständig einsehbar. So werden hier wechselnde Projekte, Installationen, Kunstwerke und Künstler zu entdecken sein. Die aktuelle Präsentation wird bis 7. Juli 2025 zu sehen sein.
DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am Main
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DIE KÜNSTLERIN
Dorothee Wenz (*1968 in Marburg) ist eine renommierte Keramikkünstlerin, die natürliche Prozesse künstlerisch interpretiert. Ihre Werke erforschen die Schönheit von Wind, Sand und Wasser in keramischer Form. Obwohl die hier gezeigten Objekte die traditionelle Form von Gefäßen haben, stellt die Künstlerin diese nicht als Gebrauchsobjekte her, sondern als Objekte, die in ihrer Ästhetik einfach „sein“ dürfen. Mit zwei Künstlerkolleginnen ist sie Teil der Zündholzwerkstätten in Kostheim, wo regelmäßige Gruppenausstellungen ihre figürlichen und vasenähnlichen Werke zeigen. Zahlreiche Preise, wie der Staatspreis für das Kunsthandwerk Rheinland-Pfalz 2022, unterstreichen ihr Schaffen. Ihre Arbeiten sind in bedeutenden Sammlungen (beispielsweise im Grassi Museum Leipzig) und internationalen Ausstellungen sowie Messen vertreten.
DAS MATERIAL
Ton ist eines der ältesten Materialien der Welt für Kunstgegenstände– auf circa 24.000 Jahre v. Chr. werden einige erhaltene Fundstücke geschätzt. Ton kommt von Natur aus vor und findet sich in vielen Kulturen. Je nach Ort des Abbaus hat der Ton verschiedene Farben; sie sind jedoch nicht so leuchtend wie die Farben, die Dorothee Wenz verwendet. Um diese zu erhalten, muss sie nicht nur besondere Pigmente hinzufügen, sondern auch Porzellan hinzunehmen. Dies wiederum kommt nicht natürlich vor, sondern muss künstlich geschaffen werden – nach einem Rezept, das in China schon vor 2000 Jahren bekannt war, aber erst 1708 in Deutschland entdeckt wurde. Diese weiße Masse ermöglicht leuchtende Farben wie das strahlende Rot der Gefäße..
DIE HERSTELLUNG
Einfärben, schichten, schneiden, bauen, schleifen, polieren – so beschreibt Dorothee Wenz in Schlagworten die Herstellung ihrer Objekte. Alle Schritte – vom Einfärben der Massen mit keramischen Pigmenten bis zur Glättung durch Schleifen – sind Handarbeit. Außerdem fließen Erfahrungswerte aus vielen Jahren mit in die Herstellung ein: wie verhalten sich Pigmente bei hohen Brenntemperaturen? Worauf ist beim Aufbau eines Gefäßes zu achten?
Nachdem sie Tonblöcke mit verschiedenfarbigen Schichten hergestellt hat, schneidet sie Stränge aus diesen. Je nachdem wie sie die Stränge schneidet und wieder zusammenfügt, kreiert sie verschiedene Muster. Nach dieser Vorarbeit beginnt der Aufbau eines Gefäßes. Langsam und Schicht für Schicht geht die Arbeit voran – mit Pausen, damit die Tonschichten trocknen und dadurch stabiler werden für den weiteren Fortgang. Diese Technik – eine Art Mosaiktechnik - des Kombinierens mehrerer verschieden farbiger Tonstränge wird Nerikomi genannt. Der Begriff kommt aus dem Japanischen und bedeutet „Kneten“.
Nach mehreren Brennvorgängen kommt das Schleifen und Polieren. Das Resultat der langen Herstellung sind optisch und haptisch wunderschöne Objekte.
DIE INSTALLATION
Dorothee Wenz stellt ihre Gefäße immer in Serien her, die sich in ihrer Farbigkeit oder in der Musterung ähneln. Dennoch sind sie alle verschieden – in Form, Farbigkeit und Muster. Schlank und hoch, bauchig oder mit Taille, mit mehr oder weniger Neigung – jedes Stück ist ein Individuum und ein Unikat.
In verschiedenen Konstellationen hat die Künstlerin sie im Projektraum zusammengestellt. Ob in kleinen Gruppen, als Paare oder als Einzelfiguren nehmen sie Bezug sowohl zueinander als auch mit den anderen Gefäßen im Raum. Die ästhetischen Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Objekten fügen sich zu einem Gesamtbild zusammen.
DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Gestaltung zur Verfügung. Statt regelmäßiger, aber begrenzter Öffnungszeiten, ist der Raum rund um die Uhr zu besichtigen: Durch die große Fensterfront ist der komplette Raum und damit das jeweilige Projekt ständig einsehbar. So werden hier wechselnde Projekte, Installationen, Kunstwerke und Künstler zu entdecken sein. Die aktuelle Präsentation wird bis 30. März 2025 zu sehen sein.