Projekt #19: Natalia Carstens
11. April - 14. Juli 2025
Tag der offenen Tür am Sonntag, 25. May, von 12 bis 17 Uhr. Die Künstlerin ist anwesend.
DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am Main
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DIE KÜNSTLERIN
Die in Berlin lebende Natalia Carstens ist Fotografin – und eine Handwerkerin, die ihr Handwerk versteht. Sie dokumentiert Messen, Ausstellungen und Kunstobjekte. Ihre Leidenschaft gilt dem Raum, besonders Innenräumen. Wer beim Dokumentieren an nüchternes Ablichten denkt, kennt Carstens Blick nicht: Ihr Interesse gilt der Tiefe, der Inszenierung, der Struktur. Ihre Aufnahmen sind nicht emotional aufgeladen, aber voller Spannung. Sie halten den Blick in Bewegung – nicht hektisch, nicht gleichgültig, sondern konzentriert und fragend.
DIE MOTIVE
Im Projektraum zeigt sie drei Arbeiten aus ihrer Serie „Leerer Raum?!“, in der sie menschenleere Kinosäle untersucht. Zu sehen sind drei Berliner Programmkinos – keine riesigen Multiplexe mit 500 Sitzen, sondern kleinere, charakterstarke Orte. Kein Popcornkino mit Premiumsesseln und 3D-Brille, sondern kuratierte Programme, getragen von Filmleidenschaft. Die Architektur dieser Kinos wirkt fast verschwenderisch – und bleibt im Dunkeln meist verborgen. Gerade deshalb eignen sie sich für Carstens Fragestellung: Leerer Raum?! Denn obwohl menschenleer, tragen sie Geschichte und Atmosphäre in sich.
DIE FRAGESTELLUNG
Wann ist ein Raum leer? Das ist die zentrale Frage für Natalia Carstens. Wenn keine Menschen darin sind? Wenn er unmöbliert ist? Oder wenn noch nichts in ihm geschehen ist? Ihre Arbeiten spielen mit der Idee, dass Nutzung und Bedeutung eines Raums immer mitgedacht werden. Andere Serien der Künstlerin zeigen menschenleere Clubs oder Schwimmbäder – Orte, die durch ihre Nutzung definiert sind. In ihnen hallt die Präsenz der Menschen nach. Leere Sitze rufen das Bild von Zuschauerinnen und Besuchern hervor. Ein Club ohne Menschen? Ein Schwimmbad ohne Schwimmer? Ein Kino ohne Publikum? Je mehr ein Raum auf Menschen angewiesen ist, desto deutlicher spürt man ihre Abwesenheit.
DIE UMSETZUNG
Carstens fotografiert beruflich auch Messestände, Ausstellungen und Kunstobjekte – dokumentarisch, aber nie neutral. Sie entscheidet über Bildausschnitt, Perspektive, Schärfe, Licht und Farbe – und bringt so immer ihren eigenen Blick ein. Neben technischer Erfahrung fließt Intuition in ihre Arbeit ein. Auch bei der Serie „Leerer Raum?!“ war ihr Gespür für Raum entscheidend. Viele Kinos entdeckte sie während der Corona-Zeit – zunächst online, später vor Ort. Fotografiert wurde oft bei Licht: grell, entlarvend, wie ein Spot auf das letzte Popcorn. Auch ihre eigene Position im leeren Saal – mittig im Blickfeld – sorgt für Irritation. Das Gefühl, beobachtet zu werden, bleibt spürbar – sogar im Bild.
DIE INSTALLATION
Drei leere Räume in unserem leeren Projektraum. Um die Fotografien auch von der Straße aus sichtbar zu machen, ließ Carstens sie auf große Planen drucken. So stehen sich nun zwei Kinosäle gegenüber – wie Leinwände füreinander. Leere Stuhlreihen blicken sich an. Ein Showdown unter Sitzen? Und draußen steht das Publikum – die Passantinnen und Passanten – gegenüber einem Kino ohne Zuschauer. Eine doppelte Spiegelung: von Blicken, von Leere. DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Gestaltung zur Verfügung. Statt regelmäßiger, aber begrenzter Öffnungszeiten, ist der Raum rund um die Uhr zu besichtigen: Durch die große Fensterfront ist der komplette Raum und damit das jeweilige Projekt ständig einsehbar. So werden hier wechselnde Projekte, Installationen, Kunstwerke und Künstler zu entdecken sein. Die aktuelle Präsentation wird bis 14. Juli 2025 zu sehen sein.
Projekt #18: Dorothee Wenz
24. Januar - 06. April 2025
Verlängert bis zum 6. April 2025.
DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am Main
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DIE KÜNSTLERIN
Dorothee Wenz (*1968 in Marburg) ist eine renommierte Keramikkünstlerin, die natürliche Prozesse künstlerisch interpretiert. Ihre Werke erforschen die Schönheit von Wind, Sand und Wasser in keramischer Form. Obwohl die hier gezeigten Objekte die traditionelle Form von Gefäßen haben, stellt die Künstlerin diese nicht als Gebrauchsobjekte her, sondern als Objekte, die in ihrer Ästhetik einfach „sein“ dürfen. Mit zwei Künstlerkolleginnen ist sie Teil der Zündholzwerkstätten in Kostheim, wo regelmäßige Gruppenausstellungen ihre figürlichen und vasenähnlichen Werke zeigen. Zahlreiche Preise, wie der Staatspreis für das Kunsthandwerk Rheinland-Pfalz 2022, unterstreichen ihr Schaffen. Ihre Arbeiten sind in bedeutenden Sammlungen (beispielsweise im Grassi Museum Leipzig) und internationalen Ausstellungen sowie Messen vertreten.
DAS MATERIAL
Ton ist eines der ältesten Materialien der Welt für Kunstgegenstände– auf circa 24.000 Jahre v. Chr. werden einige erhaltene Fundstücke geschätzt. Ton kommt von Natur aus vor und findet sich in vielen Kulturen. Je nach Ort des Abbaus hat der Ton verschiedene Farben; sie sind jedoch nicht so leuchtend wie die Farben, die Dorothee Wenz verwendet. Um diese zu erhalten, muss sie nicht nur besondere Pigmente hinzufügen, sondern auch Porzellan hinzunehmen. Dies wiederum kommt nicht natürlich vor, sondern muss künstlich geschaffen werden – nach einem Rezept, das in China schon vor 2000 Jahren bekannt war, aber erst 1708 in Deutschland entdeckt wurde. Diese weiße Masse ermöglicht leuchtende Farben wie das strahlende Rot der Gefäße..
DIE HERSTELLUNG
Einfärben, schichten, schneiden, bauen, schleifen, polieren – so beschreibt Dorothee Wenz in Schlagworten die Herstellung ihrer Objekte. Alle Schritte – vom Einfärben der Massen mit keramischen Pigmenten bis zur Glättung durch Schleifen – sind Handarbeit. Außerdem fließen Erfahrungswerte aus vielen Jahren mit in die Herstellung ein: wie verhalten sich Pigmente bei hohen Brenntemperaturen? Worauf ist beim Aufbau eines Gefäßes zu achten?
Nachdem sie Tonblöcke mit verschiedenfarbigen Schichten hergestellt hat, schneidet sie Stränge aus diesen. Je nachdem wie sie die Stränge schneidet und wieder zusammenfügt, kreiert sie verschiedene Muster. Nach dieser Vorarbeit beginnt der Aufbau eines Gefäßes. Langsam und Schicht für Schicht geht die Arbeit voran – mit Pausen, damit die Tonschichten trocknen und dadurch stabiler werden für den weiteren Fortgang. Diese Technik – eine Art Mosaiktechnik - des Kombinierens mehrerer verschieden farbiger Tonstränge wird Nerikomi genannt. Der Begriff kommt aus dem Japanischen und bedeutet „Kneten“.
Nach mehreren Brennvorgängen kommt das Schleifen und Polieren. Das Resultat der langen Herstellung sind optisch und haptisch wunderschöne Objekte.
DIE INSTALLATION
Dorothee Wenz stellt ihre Gefäße immer in Serien her, die sich in ihrer Farbigkeit oder in der Musterung ähneln. Dennoch sind sie alle verschieden – in Form, Farbigkeit und Muster. Schlank und hoch, bauchig oder mit Taille, mit mehr oder weniger Neigung – jedes Stück ist ein Individuum und ein Unikat. In verschiedenen Konstellationen hat die Künstlerin sie im Projektraum zusammengestellt. Ob in kleinen Gruppen, als Paare oder als Einzelfiguren nehmen sie Bezug sowohl zueinander als auch mit den anderen Gefäßen im Raum. Die ästhetischen Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Objekten fügen sich zu einem Gesamtbild zusammen.
DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Gestaltung zur Verfügung. Statt regelmäßiger, aber begrenzter Öffnungszeiten, ist der Raum rund um die Uhr zu besichtigen: Durch die große Fensterfront ist der komplette Raum und damit das jeweilige Projekt ständig einsehbar. So werden hier wechselnde Projekte, Installationen, Kunstwerke und Künstler zu entdecken sein. Die aktuelle Präsentation wird bis 30. März 2025 zu sehen sein.