Projekt #20: Petra Scheibe Teplitz
09. Juli - 14. September 2025

Blick in die Ausstellung



< 1 /9 >
Blick in die Ausstellung

Blick in die Ausstellung

Projekt #20: Petra Scheibe Teplitz

DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am Main



DAS MATERIAL & DIE HERSTELLUNG
Petra Scheibe Teplitz’ Arbeiten entwickeln sich oft aus dem Material heraus. Es dient ihr als Ausgangspunkt und Inspiration. Häufig greift sie dabei auf Alltagsmaterialien zurück – in diesem Fall allerdings auf ein besonderes Fundstück: Schießscheiben für Großkaliber. Diese dünnen Papiere, meist nur aus Polizei- oder Agentenfilmen bekannt, bedecken Ober- und Unterseite der kreisförmigen Objekte. Zu Übungszwecken produziert, werden sie hier auf MDF-Platten fixiert – veredelt mit roter Farbe, konserviert mit Lack und in Kunst verwandelt. Der mittige Stab trifft dabei buchstäblich „ins Schwarze“.

DIE KÜNSTLERIN
Die Frankfurter Künstlerin Petra Scheibe Teplitz (*1953 in Isenhagen) hat weder Interesse an der Jagd noch am Schießen. Vielmehr arbeitet sie mit gefundenen Materialien, die sie aus ihrem ursprünglichen Kontext löst. Ihre Ästhetik übernimmt sie, ihre Funktion verliert sich. Verpackungen, Plastiktüten und andere Wegwerfprodukte werden so zu Trägern neuer Bedeutung. Ihre Werke gleichen einem Museum des Alltags – ein Ort für Ästhetiken, die sonst unbeachtet bleiben. Struktur und Wiederholung prägen ihre Arbeiten, werden jedoch immer wieder spielerisch durchbrochen. Werke von ihr befinden sich unter anderem in der Sammlung des Arp Museums Rolandseck und im Frauenmuseum Wiesbaden.

DIE EINFLÜSSE
Kunst aus Alltagsobjekten zu schaffen, bleibt bis heute überraschend – manchmal auch provokant. Bereits 1913 stellte Marcel Duchamp mit seinem ersten Ready-Made („Fertigware“) diese Frage: Ist das Kunst? Und wenn ja, warum? Ein Fahrrad-Rad auf einem Hocker kann irritieren, aber genau dadurch den Kunstdiskurs befeuern. Kunst wird greifbar – und Künstler*innen verlieren den Sockel. Auch Petra Scheibe Teplitz’ Werke begegnen uns ohne Sockel, auf Augenhöhe. Und vielleicht laden sie nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Spielen ein? Damit rücken auch die Surrealisten als Einfluss in den Blick: Auch sie arbeiteten mit Alltagsobjekten – und mit dem Spiel.

DIE INSTALLATION
Wie riesige Kreisel oder vom Wind verwehte Sonnenschirme liegen – oder stehen? – die Objekte im Raum. Spielzeug von Riesenkindern? Relikte eines Sommers am Strand? Oder sind es präzise Bahnen, die direkt ins Schwarze zielen? Die Fragen bleiben offen – doch gerade das setzt Gedanken in Bewegung. Könnte man die Objekte weiterdrehen? Welche Spuren würden sie hinterlassen? Und was, wenn sie sich am Ende ineinander verhaken? Diese Gedankenspiele sind dem „Homo ludens“ gewidmet – dem spielenden Menschen, der gerade im Sommer wieder zum Vorschein tritt. Vielleicht löst er in spielerischer Freiheit Fragen, die uns bisher unlösbar erschienen.

DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Verfügung. Anstelle begrenzter Öffnungszeiten ist der Raum jederzeit einsehbar: Eine große Fensterfront macht jedes Projekt sichtbar. So entstehen wechselnde Präsentationen, Installationen und Einblicke in künstlerische Prozesse. Die aktuelle Installation ist bis zum 14. September 2025 zu sehen.