Bean Finneran: sculpture
10. Juni - 05. August 2018

Blick in die Ausstellung
Purple Dome und Black Cone


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Blick in die Ausstellung

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Werke

Bean Finneran: sculpture

Finissage am 5. August 2018, 15:30 - 17:30 Uhr.

Wer zum ersten Mal vor einer der Skulpturen der Künstlerin Bean Finneran steht, ist beeindruckt. Nach anfänglichem Staunen beginnt der Betrachter, Fragen zu stellen: was ist das? Aus welchem Material besteht die Skulptur? Aus Keramik? Die Skulptur sieht aber weich aus, nicht hart. Wie wird so ein großer roter Ring transportiert? Fragen über Fragen. Die Antworten führen zu weiteren Fragen und zum weiteren Nachdenken über Bean Finnerans Werke.

In ihrem Studio in der Bucht von San Francisco, umgeben von einem Sumpfgebiet, das von Ebbe und Flut des Pazifik geprägt ist, beobachtet sie die ständige Veränderung der Natur: wie das Wasser steigt und Pflanzen bedeckt, um sie später bei Ebbe wieder erscheinen zu lassen. Vielleicht liegt hierin der Schlüssel zum Verständnis ihrer Kunst: Transformation. Diese sinnliche Erfahrung, gepaart mit Bean Finnerans Bühnenerfahrung in der Avantgarde-Theatergruppe SOON 3, mit der sie jahrzehntlang tourte, fließt in ihre Werke mit ein.

Monatelange, wenn nicht jahrelange Arbeit stecken in den Skulpturen von Bean Finneran. Aus Ton rollt sie mit der Hand das Grundelement ihrer Skulpturen, die sie „curves“ nennt. Diese Tonbögen sind alle unterschiedlich: unterschiedlich lang und dick. Keine zwei Bögen sind gleich. Nach dem Rollen werden manche mit Glasur versehen bevor sie gebrannt werden. Nach dem Brennen werden sie mit der Hand bemalt. Wenn man an die schiere Menge an Keramikteilen denkt, die sie für einen großen Ring mit einem Durchmesser von über zwei Meter braucht, staunt man noch mehr über diese arbeitsintensive Produktion. Für Bean ist dies Meditation.

Den großen Auftritt bekommen ihre Skulpturen bei einer Ausstellung. Der erste wichtige Schritt ist es, über die Platzierung der Werke zu entscheiden; denn wenn sie einmal aufgebaut worden sind, können sie nicht mehr bewegt werden. Dann beginnt der Aufbau, der so etwas wie eine Performance ist. Mit Hilfe ihrer Assistentinnen baut sie geometrische Körper, deren Größe je nach Raumsituation variiert.

Die Kunsthistorikerin Dr. Kerstin Skrobanek schreibt zu Finnerans Skulpturen: „Aus den Gegensatzpaaren stabil - labil, geometrisch - organisch, seriell - handgemacht, hart - weich, kompakt - modular ziehen die Arbeiten Bean Finnerans ihre Spannung. Aus harten, zerbrechlichen, handgeformten Grundelementen entstehen organische, in ihrer Kleinteiligkeit seriell wirkende geometrische Körper. Industrielle und natürliche Anmutung durchdringen sich: Wird man einerseits an Seeanemonen oder Antheren erinnert, fragt man sich andererseits, ob die Skulpturen vielleicht aus weichen Gummischläuchen bestehen. Mit gebranntem Ton würde man sie zunächst nicht in Verbindung bringen.“

Skrobanek weiter: „Bean Finnerans Skulpturen bedienen durch ihre leuchtenden Farben und die scheinbar weichen, wogenden Formen eine sinnliche Ebene. Wir fühlen uns von den Objekten stark angezogen und würden sie am liebsten berühren. Unsere Assoziationen reichen von Pflanzen und Unterwassertieren bis hin zu Schmuckstücken oder Federboas. Gleichzeitig fordern uns ihre Arbeiten auf der intellektuellen Ebene, denn wir beginnen uns zu fragen, wie eine Skulptur funktioniert und was wir heute von Skulpturen erwarten.“

Nach einer Ausstellung müssen die Skulpturen wieder komplett zerlegt werden und die Keramikbögen wieder verpackt werden. Bis zu ihrem nächsten Auftritt.