Projekt #19: Natalia Carstens
11. April - 07. Juli 2025
Blick in die Ausstellung
Natalia Carstens,"Freiluftkino Hasenheide" aus der Serie "Leerer Raum?!"
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11. April - 07. Juli 2025
Blick in die Ausstellung
Natalia Carstens,"Freiluftkino Hasenheide" aus der Serie "Leerer Raum?!"
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Blick in die Ausstellung
Projekt #19: Natalia Carstens
DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am MainDIE KÜNSTLERIN
Die in Berlin lebende Natalia Carstens ist Fotografin – und eine Handwerkerin, die ihr Handwerk versteht. Sie dokumentiert Messen, Ausstellungen und Kunstobjekte. Ihre Leidenschaft gilt dem Raum, besonders Innenräumen. Wer beim Dokumentieren an nüchternes Ablichten denkt, kennt Carstens Blick nicht: Ihr Interesse gilt der Tiefe, der Inszenierung, der Struktur. Ihre Aufnahmen sind nicht emotional aufgeladen, aber voller Spannung. Sie halten den Blick in Bewegung – nicht hektisch, nicht gleichgültig, sondern konzentriert und fragend.
DIE MOTIVE
Im Projektraum zeigt sie drei Arbeiten aus ihrer Serie „Leerer Raum?!“, in der sie menschenleere Kinosäle untersucht. Zu sehen sind drei Berliner Programmkinos – keine riesigen Multiplexe mit 500 Sitzen, sondern kleinere, charakterstarke Orte. Kein Popcornkino mit Premiumsesseln und 3D-Brille, sondern kuratierte Programme, getragen von Filmleidenschaft. Die Architektur dieser Kinos wirkt fast verschwenderisch – und bleibt im Dunkeln meist verborgen. Gerade deshalb eignen sie sich für Carstens Fragestellung: Leerer Raum?! Denn obwohl menschenleer, tragen sie Geschichte und Atmosphäre in sich.
DIE FRAGESTELLUNG
Wann ist ein Raum leer? Das ist die zentrale Frage für Natalia Carstens. Wenn keine Menschen darin sind? Wenn er unmöbliert ist? Oder wenn noch nichts in ihm geschehen ist? Ihre Arbeiten spielen mit der Idee, dass Nutzung und Bedeutung eines Raums immer mitgedacht werden. Andere Serien der Künstlerin zeigen menschenleere Clubs oder Schwimmbäder – Orte, die durch ihre Nutzung definiert sind. In ihnen hallt die Präsenz der Menschen nach. Leere Sitze rufen das Bild von Zuschauerinnen und Besuchern hervor. Ein Club ohne Menschen? Ein Schwimmbad ohne Schwimmer? Ein Kino ohne Publikum? Je mehr ein Raum auf Menschen angewiesen ist, desto deutlicher spürt man ihre Abwesenheit.
DIE UMSETZUNG
Carstens fotografiert beruflich auch Messestände, Ausstellungen und Kunstobjekte – dokumentarisch, aber nie neutral. Sie entscheidet über Bildausschnitt, Perspektive, Schärfe, Licht und Farbe – und bringt so immer ihren eigenen Blick ein. Neben technischer Erfahrung fließt Intuition in ihre Arbeit ein. Auch bei der Serie „Leerer Raum?!“ war ihr Gespür für Raum entscheidend. Viele Kinos entdeckte sie während der Corona-Zeit – zunächst online, später vor Ort. Fotografiert wurde oft bei Licht: grell, entlarvend, wie ein Spot auf das letzte Popcorn. Auch ihre eigene Position im leeren Saal – mittig im Blickfeld – sorgt für Irritation. Das Gefühl, beobachtet zu werden, bleibt spürbar – sogar im Bild.
DIE INSTALLATION
Drei leere Räume in unserem leeren Projektraum. Um die Fotografien auch von der Straße aus sichtbar zu machen, ließ Carstens sie auf große Planen drucken. So stehen sich nun zwei Kinosäle gegenüber – wie Leinwände füreinander. Leere Stuhlreihen blicken sich an. Ein Showdown unter Sitzen? Und draußen steht das Publikum – die Passantinnen und Passanten – gegenüber einem Kino ohne Zuschauer. Eine doppelte Spiegelung: von Blicken, von Leere. DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Gestaltung zur Verfügung. Statt regelmäßiger, aber begrenzter Öffnungszeiten, ist der Raum rund um die Uhr zu besichtigen: Durch die große Fensterfront ist der komplette Raum und damit das jeweilige Projekt ständig einsehbar. So werden hier wechselnde Projekte, Installationen, Kunstwerke und Künstler zu entdecken sein. Die aktuelle Präsentation wird bis 7. Juli 2025 zu sehen sein.