Projekt #2: Petra Scheibe Teplitz
04. September - 31. Oktober 2021

Blick in die Ausstellung



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Werke

Projekt #2: Petra Scheibe Teplitz

DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am Main
Projekt #2: Petra Scheibe Teplitz

DAS MATERIAL
Einkaufstüten. Ausgerechnet die nicht mehr existierende Supermarktkette Tengelmann liefert das Material für diese Würste. Ironisch, denn schon Peter Rühmkorf reimte: „Schnell tritt der Tod den Menschen an, kaufst du die Wurst bei Tengelmann.“ (Peter Rühmkorf: Die Jahre die Ihr kennt. Anfälle und Erinnerungen, Rowohlt Verlag 1972, S. 169) Die Künstlerin Petra Scheibe Teplitz kannte diesen Reim bei der Erstellung ihrer ersten Wurstinstallation noch nicht, findet ihn aber passend.

DIE KÜNSTLERIN
Petra Scheibe Teplitz (*1952 Isernhagen nahe Hannover) ist nach einem Studium an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main und der Nucleo de Arte Contemporaneo in Joao Pessoa, Brasilien, sowie einem fünfjährigen Aufenthalt in Washington seit 1993 in Frankfurt am Main tätig. Sie arbeitet mit gefundenen Materialien des Alltags, für die sie die Augen offen hält. Genauso offen bleibt sie für aktuelle Themen: die erste Wurstinstallation entstand als Reaktion auf die Fleischskandale 2012.

DIE HERSTELLUNG
Im Gegensatz zu ihrem seriellen Aussehen und den meisten ihrer industriellen Vorbilder sind die Würste von Petra Scheibe Teplitz „Heimarbeit“. Sie folgt dabei jedoch einem ähnlichen Ablauf wie in den Fabriken: an der Nähmaschine stellt sie aus einem Teil der Tengelmann-Einkaufstüte einen Schlauch her. Dieser wird anschließend gestopft und abgebunden, um die stabile Form einer Wurst zu erreichen. Als Füllung dienen die Reste der Einkaufstüten sowie kleingeschnittenes Dämmmaterial – wie immer recycelt die Künstlerin auch hier Materialien des Alltags.

DIE EINFLÜSSE
Petra Scheibe Teplitz interessiert sich für die Eindrücke des Heute: eine Litfaßsäule, eine Verpackung, ein Produkt des Alltags. Daher nennt sie als Einfluss beispielweise Robert Rauschenberg, der in vielen seiner Arbeiten ebenfalls Gefundenes verwendete – teilweise als Neodadaismus bezeichnet. Scheibe Teplitz arbeitet dagegen konzeptuell und oft auch seriell. So auch bei den Würsten, die als Reaktion auf den Fleischskandal in Serie produziert wurden.

DIE INSTALLATION
Der Schriftzug und die Farben der Firma Tengelmann bieten sich geradezu an für eine Massenproduktion von falschen Würsten. Wie Salami in der Metzgerei hängen die Würste von einem raumhohen Gestell, stapeln sich dazu noch auf dem Boden – zum massenhaften Abtransport bereit? Künstliche Plastikverpackung mit unbekannter Füllung in Serie, so präsentiert Petra Scheibe Teplitz ihre Wurstinstallation als Anstoß und Fragestellung zum Fleischkonsum und Lebensmittelhandel.

DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Gestaltung zur Verfügung. Statt regelmäßiger, aber begrenzter Öffnungszeiten, ist der Raum rund um die Uhr zu besichtigen: Durch die große Fensterfront ist der komplette Raum und damit das jeweilige Projekt ständig einsehbar. So werden hier wechselnde Projekte, Installationen, Kunstwerke und Künstler zu entdecken sein. Die aktuelle Präsentation wird bis 31. Oktober 2021 zu sehen sein.