Projekt #21: Helena Hafemann
20. September - 30. November 2025

Blick in die Ausstellung



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Blick in die Ausstellung

Blick in die Ausstellung

Projekt #21: Helena Hafemann

DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am Main
Eröffnung am 21. September von 15 bis 18 Uhr in Anwesenheit der Künstlerin.



DIE INSTALLATION
Zwei Sättel drehen sich im Kreis, angetrieben von einem gemeinsamen Motor – ein ewiges Wettrennen ohne Pferd und Reiter, nur begleitet vom langsamen Schwingen der Steigbügel. Ein seltsames Karussell? Ein Sinnbild für das Wiederkehrende? Für den Rhythmus der Jahreszeiten, die Feste im Jahreslauf – Ostern, Weinfest, Hochheimer Markt, Weihnachten – die das Leben in der Stadt strukturieren? Vielleicht auch für den Alltag mit seinen Routinen? Oder ist es gar Kapitalismuskritik: Pferd und Reiter haben das Rennen längst verlassen, und doch dreht sich alles weiter – ohne Ziel.

DAS MATERIAL
Ein Westernsattel, ein englischer Sattel, der Motor einer Diskokugel und ein paar Gerstenkörner. Was liegt da näher, als daraus ein Kunstwerk für den Hochheimer Projektraum zu schaffen? Helena Hafemann fand die beiden Sättel bei einem Hofflohmarkt in München – Relikte einer zerbrochenen Beziehung. Neben den gefundenen Objekten bildet der Motor ein Element, das mit der Idee zur Installation beschafft wurde. Die Dreieckskonstruktion, die Sättel und Motor verbindet, ist wiederum eine Spezialanfertigung.

DIE KÜNSTLERIN
Die in Wiesbaden geborene Künstlerin Helena Hafemann arbeitet bevorzugt mit irritierenden Elementen. „Neukontextualisierung“ nennt sie ihren Ansatz: zerfließende Teller, ein zum Karussell umgebauter Brückenpfeiler oder an Wänden entlang laufende Modelleisenbahn-Schienen. Seit ihrem Abschluss an der Kunsthochschule Mainz im Jahr 2023 stellt sie europaweit aus – unter anderem in Berlin mit ihrer Einzelausstellung "Time goes by" und in einer Gruppenausstellung in Venedig. Bereits 2022 verwandelte sie den Westausgang des Mainzer Hauptbahnhofs in ein Karussell. Zuletzt war sie bis Anfang September in der Ausstellung "All diese Dinge" in der Kunsthalle Mainz vertreten.

DIE HERSTELLUNG
Hafemann arbeitet gerne mit vorgefundenen Materialien, die sie inspirieren, und setzt sie in neue Zusammenhänge. Während die verwendeten Objekte „gefunden“ wurden, entstand die Konstruktion, welche Sättel und Motor verbindet, nach ihrem Entwurf in Einzelanfertigung. Die Arbeit mit "objets trouvés" beginnt für sie stets mit einem offenen Blick: Dinge sehen, sammeln, sich inspirieren lassen. Der Weg vom Fundstück zum fertigen Werk verläuft dabei selten geradlinig. Es ist die Summe aus Eindrücken und Objekten, die die Idee reifen lässt und ihre Umsetzung ermöglicht.

DIE EINFLÜSSE
Seit den frühesten Höhlenmalereien sind Pferde ein zentrales Motiv der Kunst. Am häufigsten begegnen sie uns in militärischen oder repräsentativen Werken: Reiterstandbilder stehen seit Marc Aurel für politische Macht. Die Expressionistengruppe "Der Blaue Reiter" hingegen setzte Pferde völlig neu in Szene. Hafemann denkt bei diesem Motiv aber vor allem an die Fotografie: 1878 ließ der britische Fotograf Eadweard Muybridge ein Pferd im Galopp an zwölf Kameras vorbeilaufen. Sein Nachweis, dass Pferde im Galopp kurzzeitig alle vier Beine in der Luft haben, prägte die Entwicklung von Film und Fotografie nachhaltig. Die „Maschinisierung“ – oder Rationalisierung? – vom lebendigen Wesen zum vom Menschen gesteuertem Vorgang bildet den roten Faden, den Helena Hafemann wieder aufgreift.

DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Verfügung. Anstelle begrenzter Öffnungszeiten ist der Raum jederzeit einsehbar: Eine große Fensterfront macht jedes Projekt sichtbar. So entstehen wechselnde Präsentationen, Installationen und Einblicke in künstlerische Prozesse. Die aktuelle Installation ist bis zum 31. November 2025 zu sehen.