Projekt #7: Gierlach / Finneran
01. September - 20. November 2022

Blick in die Ausstellung



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Blick in die Ausstellung

Blick in die Ausstellung

Projekt #7: Gierlach / Finneran

DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am Main
Projekt #7: Katharina Gierlach und Bean Finneran

DIE KÜNSTLERINNEN
Katharina Gierlach und Bean Finneran sind sich nicht in vielen Punkten ähnlich: Bean Finneran wurde 1947 in Cleveland, Ohio, geboren. Sie beschäftigt sich neben der bildenden Kunst auch mit Theater. Ihre Installationen sind ungegenständlich und bestehen aus hunderten oder gar tausenden von Einzelteilen. Katharina Gierlach wurde hingegen 1983 in Würzburg geboren und beschäftigt sich seit ihrem Studium der Malerei – u.a. als Meisterschülerin von Ottmar Hörl – vor allem mit gegenständlicher Ölmalerei. Gemeinsam ist den beiden Künstlerinnen jedoch die farbige Energie, die ihre Werke ausstrahlen: leuchtende Farben und raumgreifende Objekte füllen mit wenig Masse einen gesamten Raum.

DAS MATERIAL
Ton und Öl. Sehr ursprüngliche Materialien in der Kunst. Obwohl Gierlachs Werke in ihrem plastischen Überschwang an Material in den Raum hineingreifen, bestehen sie nur aus Ölfarbe und Untergrund – Leinwand oder Holz, beides auch sehr klassische Untergründe in der Kunstgeschichte. Während Ölfarbe mit ersten Erwähnungen im 12. Jahrhundert schon auf eine gewisse Tradition zurückblicken kann, kann es doch nicht mit Ton mithalten. Bereits im 7. Jahrtausend vor Christus verwendeten Menschen Ton zur Herstellung von alltäglichen Utensilien. Vielleicht ist es gerade diese Geschichte der Materialien, die eine Vertrautheit auslöst, ein Wiedererkennen, obwohl die Formensprache beider Künstlerinnen im 21. Jahrhundert zuhause ist.

DIE HERSTELLUNG
Schicht um Schicht. Katharina Gierlachs plastische Ölmalerei erfordert sehr viel Material. Ihre gegenständlichen Werke erarbeitet sie normalerweise von Fotos aus. Mit der Kamera fängt sie Motive ein, die sie später in ihre lebendige Ölform überführt. Ausnahme ist in dieser Präsentation das Werk „Wald“, das direkt in der Natur entstanden ist. Genauso langwierig wie die Detailarbeit von Gierlachs Werken ist die Herstellung von Bean Finnerans „Cones“: Stab für Stab. Jede einzelne „curve“ – so bezeichnet die Künstlerin die Stäbe auf Grund ihrer Biegungen - wird in Handarbeit gefertigt und bemalt. Und damit nicht genug: auch jede einzelne der Installationen wird mit den Händen Stück für Stück zusammengesetzt. So ist nicht nur jeder Stab einzigartig, sondern auch jede neu aufgebaute Installation ist anders.

DIE EINFLÜSSE
Die ersten Einzelblüten von Katharina Gierlach waren Seerosen – ein Motiv, das nicht ohne Claude Monet zu denken ist. Von Löwenzahn über Wälder kam die Oberpfälzerin zu wilden Orchideen rund um ihre Heimat Winklarn, die vom Aussterben bedroht sind. Mit der Idee im Kopf, dass das Gute oft nicht so fern liegt, entdeckte sie weitere Inspiration in der Nähe ihrer Wahlheimat Köln am Flughafen Köln-Bonn. Sie schaffte Portraits von Blumen, die in ihrer Farbenvielfalt und Ursprünglichkeit vielleicht schon bald Geschichte sein könnten. Auch Bean Finneran wird durch die Natur inspiriert. Inmitten einer Salzwiese lebend, übersetzt sie ihre Natureindrücke in Kunst: ein Gesamtwerk aus vielen Einzelstücken. Anstatt das Motiv direkt in die Kunst zu übertragen oder nachzuahmen, interpretiert sie vielmehr ihr Verständnis der Natur als wiederholendes Konzept. Wie Gras und Blätter über Jahreszeiten und Jahre hinweg zerfallen und neu wachsen, reflektieren ihre Installationen aus Einzelelementen bei jedem Auf- und Abbau den Kreislauf des natürlichen Entstehens und Vergehens. Zugleich wird auch auf das Individuelle im Wiederholten verwiesen. Jeder Aufbau ihrer Skulpturen entsteht individuell Stück für Stück und doch immer aus den gleichen Elementen.

DIE INSTALLATION
Blüten und Wälder an den Wänden, amorphe Kunstgewächse auf dem Boden. Der Projektraum von Katharina Gierlach und Bean Finneran wird durch die Natur zurückerobert. Während der Herbst die Natur draußen langsam wieder auf den Winterschlaf vorbereitet, leuchtet der Raum hier voller Farbe und Pflanzenpracht. Obwohl auf so vielen Ebenen unterschiedlich – nicht zuletzt können die Installationen Finnerans nicht zwingend auf eine Interpretation als Pflanze reduziert werden – strahlen sie doch gemeinsam in den Raum hinein.

DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Gestaltung zur Verfügung. Statt regelmäßiger, aber begrenzter Öffnungszeiten, ist der Raum rund um die Uhr zu besichtigen: Durch die große Fensterfront ist der komplette Raum und damit das jeweilige Projekt ständig einsehbar. So werden hier wechselnde Projekte, Installationen, Kunstwerke und Künstler zu entdecken sein. Die aktuelle Präsentation wird bis 20. November 2022 zu sehen sein.