Virtuell 3. Albrecht Wild: Ukiyo-e. Aus dem Land der aufgehenden Sonne
1. - 31. Mai 2016

Blick in die Ausstellung
Chion-in, Kyoto, 2014


< 42 /58 >
Blick in die Ausstellung

Blick in die Ausstellung

Virtuell 3. Albrecht Wild: Ukiyo-e. Aus dem Land der aufgehenden Sonne

Seit mehr als einem Jahrzehnt bereist Albrecht Wild in unregelmäßigen Abständen Fernost. Auslöser war eine erste Ausstellung in Japan (Kaze Gallery, Osaka, kuratiert vom dortigen Goethe-Institut Kansai). Der Sog des Fremden, diese spannende Mischung aus Tradition und hypermoderner Technologie hat ihn seither nicht mehr losgelassen. Gerne lässt er sich treiben in dieser kuriosen Sensation, und natürlich würde all dies auch irgendwann Eingang finden in seine Kunst.

Neben dem Sammeln von Material (hier: Bierdeckel) und einem klaren Konzept ist der Zufall eine wichtige Triebfeder für seine Kunst. Kurz vor dem Abflug von Tokyo-Haneda investiert er die letzten Yen in Souvenirs: in Kimono-Form gestanzte und mit traditionellem Dekor bedruckte Untersetzer. Er kauft Mengen davon, denn es bedarf immer dreier identischer Einzelteile für ein Werk.

Im heimischen Frankfurter Atelier werden aus den wertvollen japanischen Untersetzern die "Haneda-Kimonos", die seine langjährige und sich ständig erweiternden Werkgruppe der "Beermats" ergänzen. Bei der weiteren Materialsuche, nun aus der Not geboren via online-Recherche, stößt Wild - wieder dem gesteuerten Zufallsprinzip geschuldet - auf Untersetzer aus den 70er Jahren und beginnt umgehend auf der ganzen Welt (USA, Kanada, Japan, Europa) Serien der "Ukiyo-e"-Untersetzer zu ersteigern.

Diese Serien wurden vor Jahrzehnten u.a. von Fluggesellschaften als Marketingartikel erfunden und produziert, um die neuen Flugrouten in die aufstrebende Wirtschaftsmacht Japan zu bewerben. Wild kauft, was er im Internet bekommen kann - bis die Preise anziehen. So entsteht die Serie "Ukiyo-e". Die kostbaren vintage "Pigmente" werden zu singulären "Beermats" verarbeitet. Was am Flughafen in Tokyo begann, setzt sich quasi innerhalb der Airline-Industrie fort - gerade so wie man dieses gleichsam wunderbare wie seltsame Inselreich eben auch zumeist aus der Luft erreicht bzw. wieder verlässt. Und hier könnte sich der Kreis schließen, tut er aber nicht.

Zeitgleich zu dieser Ausgabe von "virtuell" streunt Albrecht Wild erneut durch die schmalen Gassen von Gion, einem Viertel in Kyoto, im Kopf den wunderbaren Ohrwurm "Alone in Kyoto" von Air (Jean-Benoit Dunckel, Nicolas Godin) aus dem gleichermaßen großartigen Film "Lost in Translation" von Sofia Coppola. Aber das ist eine andere Geschichte ...